Vom 19.11.2017 bis 21.11.2017 fand die diesjährige bOJA Tagung in Wien statt. Thema der Tagung lautete #digitalejugendarbeit.
Christian war stellvertretend für unser Jugendzentrum mit dabei und berichtet anbei von seinen Eindrücken, Erfahrungen, Vernetzungen uvm.
„Ich sitze gerade im RJ760 (18:00) auf der Heimfahrt von Wien nach Imst und lasse die heurige bOJA Fachtagung ein wenig revuepassieren. Ich kann euch Versprechen, es war von- kein Kaffee in der Früh, tollen bis (für mich) teilweise unverständlichen Beiträgen, neuen und alt bekannten Menschen bis hin zu aufregenden Workshops- alles dabei.
Aber ich beginne mal von vorne: 😊:
Sonntag 19.11.2017:
Trotz Schneefall, Speed-Koffer-Packen und zu spätem Losfahren (Marisa meinte, das sei wieder typisch für mich…) stieg ich „pünktlich“ um 08:40 in den RJ 863 Richtung Wien ein. Nachdem ich meinen reservierten Sitzplatz in Anspruch nahm und wieder zu Atem kam, studierte ich den Umgebungsplan meiner Unterkunft, sowie das Programmheft für die Tagung. Thema: #digitalejugendarbeit. Wie bei jeder Tagung, gab es auch hier Festreden, Eröffnungsgespräche, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Workshops uvm. auch den Punkt „Playground“ las ich im Programmheft, aber dazu später mehr.
Nach fünf Stunden Zugfahrt war ich dann auch schon am neuen Wiener Hauptbahnhof (Prädikat Sehenswert!!) angekommen und suchte gleich meine Bleibe auf, welche nur 5 Minuten vom Bahnhof (Stadtteil Wien Favoriten) entfernt lag. Nach kurzer Rast im Hotelzimmer ging es dann auch schon wieder los Richtung Rathaus. Um 17:00 fand dort die offizielle Tagungseröffnung statt. Neben Begrüßungsworte der bOJA, dem Verein der Wiener Jugendzentren, von Politik usw gab es auch einen Vortrag von Prof. Franz Josef Röll über „Ich poste also bin ich — Strukturwandel der Identitätskonstruktion bei Jugendlichen“. Ich würde euch gerne mehr über diesen Vortrag hier berichten, aber ich habe ihn leider nicht verstanden…tja, das kommt in den besten Familien vor 😉
Somit entschloss ich mich nach der Eröffnungsfeier meinen ersten Glühwein der Weihnachtssaison am Christkindlmarkt (so schön!) am Rathausplatz zu trinken und machte mich anschließend wieder auf den Weg zurück ins Hotel.
Montag 20.11.2017 – 1. Tagungstag:
Pünktlich um 08:30 war ich dann in der Längenfeldgasse 13-15 (VHS) vor Ort und vervollständigte meinen Check In. Sehr interessant fand ich, dass man zu Beginn der Tagung schon seine Teilnahmebestätigung bekam 😊. Nach einem kurzen Rundgang durch den Eingangsbereich, wo sich andere OJA Organisationen mit verschiedensten Druckmedien vorstellten, suchte ich den Stand „Kaffeeautomat“ auf. Welcher nicht schwer zu finden war, da diesen fast jeder Tagungsteilnehmer um die Uhrzeit aufsuchte. Ich stellte mich bei der Schlange an, schwebte noch so im Halbschlaf herum und hörte plötzlich einen Mann mit tiefer, dominanter Stimme rufen:“Heast ihr könnt´s doch jetzt net den Kaffee trinken!! Den gibt´s erst zua Pause und i hob eh scho di meisten verschenkt „… Somit war klar, „Kein Kaffee am Morgen, bereitete allen sehr viel Sorgen“. Nach bundesweiter, massiver Verwirrung und Unglauben ging ich in den Festsaal und traf dort unsere Kollegen vom Jugendtreff und der MOJA Landeck. Sie betreuten dort einen Stand bei dem sie ihr Projekt „Computeria“ (Jugendpreis 2017) vorstellten und TATATAAA — auch eine Kaffeemaschine dabeihatten. Somit war klar, die Tiroler haben es den Wienern wieder gezeigt — GRATULATION AN DAS TEAM LANDECK und ein großes, erleichtertes, koffeinhaltiges Dankeschön!
Als sich der Koffeinspiegel bei den meisten Teilnehmern beruhigte, konnte es mit einer ca 10-minütigen Verspätung losgehen. Die Eröffnungsworte wurden von Daniela Kern Stoiber (OJA Geschäftsführerin), Karl Ceplak (Landesjugendreferent Wien) und Muna Duzdar (Staatssekretärin für Diversität, öffentlichen Dienst und Digitalisierung, Wien) gesprochen. Anschließend folgte ein sehr interessanter Vortrag von Anu Pöyskö (wienXtra Medienzentrum) und Barbara Buchegger (Saferinternet.at), welche sich mit Modellen, Konzepten und Kompetenzen bei Digitaler Jugendarbeit beschäftigten. Zusammengefasst kann man sagen, dass Digitale Jugendarbeit nur funktioniert, wenn man sich auf das Thema einlässt, sich damit beschäftigt und auch bereit ist, von den Jugendlichen zu lernen.
Nach einer 15 Minütigen Kaffeepause (ja, das Problem Kaffee wurde leider nicht besser, da für ca 300 Menschen nur 2 Kaffeemaschinen zur Verfügung standen…) ging es weiter mit einem Vortrag über eyouth work in Österreich: Umsetzungspraxis und Entwicklungsbedarf von Hemma Mayrhofer (Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie) welcher sich stark mit Umfragen, Statistiken und Auswertungen befasste. Um diesen Vortrag besser zu verstehen müsste man sich die Unterlagen nochmals in Ruhe durchsehen…
Von 12:00 bis 13:30 gab es dann eine Mittagspause, wo sich jeder am Buffet bedienen konnte. Die Auswahl reichte von vegetarisch bis hin zu richtigem Essen (Entschuldigung, wir wollen hier ja niemanden vor den Kopf stoßen). Da das Buffet natürlich komplett gestürmt wurde, machte ich einen kleinen Abstecher zu den verschiedenen Workshop-Anmeldungsformularen. Essen wird ja eh total überbewertet. Für folgende Workshops konnte man sich anmelden:
–> Oh, ja schicks mir! SeXtalks 2.0 — Sexualität & digitale Medien
–> Fotostudioprojekte als sicherer Rahmen für Identitätsexperimente
–> Fake News
–> Clickwork/Crowdwork – Arbeit im digitalen Zeitalter
–> Neue Medien – Faszination oder bereits Sucht?
–> Auftakt: „In drei Stunden ins Fernsehen“
–> Audioguided Shopping Tour
–> Online Jihadismus
–> „Game Over?“ – Über den Umgang mit Sucht bei digitalen Spielen
–> Mediatisierung von Jugendarbeit
–> Ethik im Netz
–> OpenSource – Tools als pädagogische Chance
–> Herausforderungen und Ergebnisse – Forschung zur Mediensozialisation sozialbenachteiligter Heranwachsender
Aufgrund des sehr aktuellen und brisanten Themas #digitalejugendarbeit, waren natürlich Workshops wie z.B.: Sexualität & digitale Medien, Fotostudio, Fake News etc. sehr schnell ausgebucht und ich entschied mich für: „In drei Stunden ins Fernsehen“ zumal sich dort nur 3 TeilnehmerInnen angemeldet haben. Ich las im Programmheft über eine eigene produzierte Jugendfernsehsendung, das fand ich interessant. Um 13:30 starteten die Workshops und ich lernte die Kursleiter Georg Rudolf und Michi Regen kennen, welche die Leiter von CUtelevision sind. Seit 11 Jahren geht die Jugendsendung einmal monatlich auf okto „OnAir“. Dieses TV Jugendmagazin ist in dieser Form wohl das Einzige, das es in Österreich gibt. Regelmäßig wird dort von Jugendlichen für Jugendliche produziert und gesendet. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei der ich als Tiroler, neben Salzburg, Ober- und Niederösterreich wieder sehr gut aufgenommen wurde, erzählten Michi und Georg über ihr Projekt CUtelevision.
Nach Einführungsfilmen, Vorstellung der Facebookseite, Tätigkeits- und Aufgabenbereich von CUtelevision mussten wir Workshop-Teilnehmer selbst Hand an Kamera und Mikrofon legen. Da vier TeilnehmerInnen inkl. mir diesen Workshop besuchten, wurden wir in zweier Teams aufgeteilt. Aufgabe war es, Eindrücke der bOJA Fachtagung einzufangen und zu dokumentieren. Selbstbewusst und voller Freude nahm ich die Position des Moderators bzw. Interviewgebers ein und mein Niederösterreichischer Kollege, dessen Namen und Ort ich leider nicht mehr weiß – sorry, musste Kamera und Ton machen. Mit Kamera und Mikrofon sowie unter Anleitung von Michi machten wir uns auf den Weg, die bOJA Fachtagung so professionell und seriös (ähm…) wie möglich einzufangen. Das Ergebnis unserer Tour wurde dann am zweiten Fachtagungstag präsentiert (was ich leider nicht gewusst habe, sonst hätte ich mich natürlich etwas ernster verhalten…*lach*)
Jedenfalls war dieser Workshop für mich eine absolute Bereicherung, da ich gar nicht wusste, dass es so etwas gibt und welche Genialen Ideen und Projekt dort entstanden sind. Für diese Jugendsendung wurde auch eine eigene Jugendredaktion eingerichtet, welche aus ca 10 – 15 Jugendlichen besteht. Michi erzählte uns, dass Jugendliche aus der Jugendredaktion jetzt bei Puls4, GoTV etc. mitwirken bzw. arbeiten. Ich bleibe mit Michi und Georg auf jeden Fall in Kontakt und werde schauen, ob ein Beitrag von unserem Jugendzentrum mal auf okto TV im Rahmen der Jugendsendung zu sehen sein könnte. Wir haben ja eine tolle Filmcrew in Mieming!
Da wir mit unserem Workshop ca. 30 Minuten früher fertig wurden, schaute ich mir noch den sogenannten „Playground“ an. Hier präsentierten verschiedenste Einrichtungen (Area52, WienXtra, Saferinternat.at, Computeria Landeck uvm) ihre Besonderheiten und Ideen. Es gab: PS4 Fifa 2018 (was ich natürlich seeeehr bevorzugte 😉, Youtube Box, Trickfilme – StopMotion, Happy Lab – Print Your Bag Stand, Computeria, Social Wall (Alle Beiträge mit #digitalejugendarbeit wurden auf einer Videowall angezeigt) uvm.
Um Punkt 17:00 wurde das Gebäude geschlossen und ich vom FIFA 2018 Spielestand verwiesen…ich ging dann auch wiederwillig, bevor man die Securitys holte 😉 Somit machte ich mich wieder auf den Weg ins Hotel. Für eine Pause gab es dort aber leider keine Zeit, da um 19:00 schon das nächste Ereignis auf dem Programm stand: „Vernetzungstreffen“.
Das Vernetzungstreffen fand im Schutzhaus Zukunft an der Schmelz (auf Deutsch: Gasthaus) statt. Dort wurden alle TagungsteilnehmerInnen zu einem Punsch Aperitiv und anschließendem Buffet eingeladen. Dabei wurde in einem gemütlichen und feinen Ambiente über die Tagung selbst, Vorträge, Workshops diskutiert und philosophiert. Neben dem kulinarischen gab es auch ein musikalisches Highlight. Eine junge Wiener Band gab ein knapp 30-minütiges Konzert und präsentierte dort ihre zum Teil eigenen Songs und Covers. Tolle Leistung!!
Dienstag 21.11.2017 – 2. Tagungstag:
Da das Vernetzungstreffen bei manchen doch ein wenig länger dauerte, startete der 2. Tagungstag erst um 09:30. Hocherfreulich war, dass sich die Kaffeesituation um 400% verbessert hat. Die Gerätschaften wurden von zwei auf acht Maschinen aufgestockt und mit Zusatzpersonal versehen. *yeeeaaahhh*
Nach der Begrüßung im Plenum startete anschließend eine interessante Podiumsdiskussion „Make love great again!“ Das österreichische „No hate Speech“ Komitee stellt sich vor. Moderation: Marilyn Velasco Magoo, Richi Kuong (CUtelevision). Dort wurde über „hate Speach“ bei Jugendlichen über digitale Medien diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und praxisbezogene Beispiele vorgestellt. Um einen besseren Eindruck über die „No hate Speach“ Kampagne der bOJA zu bekommen, schaut euch am besten die Videos auf der bOJA Homepage (www.boja.at) an.
Anschließend an die tolle Podiumsdiskussion konnten wieder verschiedene Workshops besucht werden. Ich entschloss mich den Playground weiter zu erkunden und mit einem Jugendlichen aus Wien Fifa zu spielen. Er besucht regelmäßig ein Jugendzentrum in Wien und spielt dort auch gerne mit seinen Betreuern Fifa.
Um 11:00 ging es dann weiter mit der Projektvorstellung „Jamal al – Khatib –Mein Weg!“ turn – Verein für Gewalt – und Extremismus Prävention mit Fabian Reicher, Florian Neuburg und Nico Prucha. Dieses Projekt befasste sich intensiv mit Extremismus Prävention im Jihad und den Jugendlichen, die geflohen sind und diese Thematik aufarbeiten…ein sehr spannendes Thema, das wir Landeier sonst nicht so mitbekommen, da dies bei uns eigentlich kein Thema ist.
Anschließend sollte nach einer kurzen Umbauphase die Verabschiedung erfolgen. Diese wurde aber leider durch den Buffetansturm der Teilnehmer ein wenig verzögert (O-Ton eines Organisationsmitgliedes:“Heast des woa jetz oba net ausgmocht, dass di Leut wos zum essen griagn“-ja irgendwie passt das schon, dass Wien nach Paris zur unfreundlichsten europäischen Stadt gewählt wurde…) Schließlich versammelten die Teilnehmer sich doch noch im Plenum. Unser Workshop Video wurde nun vorgestellt und kam natürlich bei allen gut an…kein Wunder, bei meiner Professionalität *lach* Zum Abschluss erfolgte dann wirklich die Verabschiedung und die Ausblicke auf 2018 wurden von Daniela Kern-Stoiber (bOJA -Geschäftsführerin) und Astrid Perner (bOJA-Vorstandsvorsitzende 2017/18) vorgestellt.
Damit war die bOJA Tagung 2017 in Wien auch schon wieder vorbei. Aktuell (21:38 Uhr) sitze ich immer noch im Railjet 760 mit einer Verspätung von 80 Minuten, jedoch versorgt mit Entschuldigungs-Gratisgetränken der ÖBB. Es war ein aufregendes Erlebnis und ich freue mich schon auf 2019, da dann die Bundesweite Tagung der offenen Jugendarbeit in Tirol stattfinden wird.
Euer JUZ Betreuer Christian